Am gestrigen Dienstag stellte die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Queeres Netzwerk Sachsen ihre in Zusammenarbeit mit der Hochschule Mittweida entstandene Studie zu Gewalterfahrungen von LSBTIQ* in Sachsen vor. Die Notwendigkeit für die Studie ergab sich aus der eklatanten Differenz zwischen den offiziellen Statistiken der Polizei und der täglichen Beratungspraxis der zur LAG gehörenden Vereine in Sachsen. Selbst die relativ kleine Gruppe von Personen, konnte über mehr hassmotovierte Gewalttaten berichten, als die gesamte polizeiliche Kriminalstatistik zwischen 2001 und 2017 in Sachsen (55 Fälle).

 Statement von Oliver Strotzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Akzeptanz und Gleichstellung in der SPD Sachsen (SPDqueer):

Es ist hinreichend bekannt, dass die Anzeigenbereitschaft von Opfern vorurteilsmotivierter Gewalt sehr gering ist und die Dunkelziffern laut Opferberatungsstellen bei 90% liegen dürfte. Gründe dafür sind Scham und die Furcht davor, bloßgestellt und nicht ernstgenommen zu werden. Polizistinnen und Polizisten in Sachsen werden weder in der Erfassung von Straftaten im Bereich politisch motivierter Kriminalität, noch im richtigen Umgang mit den Opfergruppen ausreichend geschult oder fortgebildet. 

Bereits im Entwurf des Landesaktionsplanes für die Vielfalt von Lebensentwürfen wurde eine Sensibilisierung der Polizei, konsequente statistische Erfassung solcher Straftaten und Ansprechpersonen bei der Landespolizei gefordert. Mit Verweis auf die nichtssagende Statistik, wurde der Vorschlag vom Sächsischen Innenministerium verworfen. Wir werden als SPDqueer Sachsen daher die Aufnahme eines gesonderten Punktes in das Wahlprogramm der sächsischen SPD fordern, der die Einrichtung fester Ansprechpersonen bei der Polizei Sachsen für Gewalttaten im LSBTIQ*-Bereich und anderer Gewalttaten, die durch Phänomene gruppenbezogener  Menschenfeindlichkeit ausgelöst wurden, zum Ziel hat. Weiterhin werden wir einen Antrag für ein umfassendes Bildungs- und Handlungskonzept für die sächsische Polizei und die sächsische Justiz, das auf einen kultur- und identitätssensiblen Umgang mit allen Mitgliedern der vielfältigen Gesellschaft ausgerichtet ist, einbringen. Darüber hinaus muss sichergestellt werden, dass diese Straftaten innerhalb der PMK*-Statistik gesondert erfasst und ausgewiesen werden.

Jeder Mensch in Sachsen hat das Recht, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität, frei von Angst vor Gewalt und Diskriminierung leben zu können. Der grausame Mord an einem homosexuellen Mann 2018 in Aue hat uns vor Augen geführt, wohin ungezügelter Hass gegen Menschen, die anders lieben oder fühlen, führen kann. Nur eine konsequente Erfassung solcher Straftaten kann dabei helfen, die Ursachen für LSBTIQ*-Feindlichkeit zu erkennen und diese konsequent zu bekämpfen.“

 Zur Studie: https://www.queeres-netzwerk-sachsen.de/